Stromfresser Bitcoin
Die Digitalisierung wird zusätzlichen Strom brauchen. Allerdings hat die Schweiz schon heute zu wenig davon.
Sind Sie in Bitcoin investiert? Schon länger? Dann war die Kursentwicklung der letzten Monate sicher zu Ihrer vollsten Zufriedenheit. So richtig gute Laune dürfte auch der junge Herr haben, der Anfang Mai im Blick portraitiert wurde: Vitalik Buterin ist der jüngste Krypto-Milliardär der Welt. Der gebürtige Russe ist der Kopf hinter der Krypto-Währung Ethereum. Er lebte und arbeitete jahrelang im Kanton Zug, der von vielen mittlerweile als Crypto Valley bezeichnet wird. Zahlreiche Firmen, die sich mit der sogenannten Blockchain-Technologie befassen, auf der die verschiedenen Krypto-Währungen basieren, haben sich dort niedergelassen.
Ein Ende des momentanen Booms ist nicht abzusehen. Doch so erfreulich die Kursentwicklung vieler Krypto-Produkte für Anleger in letzter Zeit war - gänzlich unbelastet ist der Hype nicht. Vor allem der immense Stromverbrauch gibt zu reden. Dieser liegt in der dezentralen Architektur der Digitalwährung begründet. Vor allem das so sogenannten «Mining» (Schürfen), ist ein Stromfresser, wie der Tagesanzeiger schreibt: «Da es keine Zentralbank gibt, werden neue Bitcoin über eine Art Lotterie ausgeschüttet: Ein Algorithmus gibt etwa alle zehn Minuten 6,25 Bitcoins aus, Teilnehmer sind alle, die Transaktionen überprüfen. Bei einem Wert von mehr als 50’000 Dollar pro Bitcoin ist es auf jeden Fall ein mächtiger Anreiz mitzumachen. Bei der Lotterie hat nicht jeder die gleichen Chancen. Je mehr Rechenleistung man investiert, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Belohnung einzustreichen.»
Da die Preise gerade steigen, ist eine Art Wettrüsten im Gang. «Anfangs konnte man noch mit einem gewöhnlichen Desktop-PC Bitcoin schürfen; heute wirft nur spezialisierte Hardware, die häufig zu Tausenden Einheiten zusammengeschaltet wird, nennenswerte Gewinne ab.» Und genau darin liegt der zunehmende Stromverbrauch der Kryptowährungen begründet. Allein der Stromverbrauch von Bitcoin sei längst mit jenem grösserer Staaten vergleichbar, schreibt der Tagesanzeiger.
Die Digitalisierung wird die Stromnachfrage noch massiv erhöhen. Dies zeigt nicht nur das Beispiel der Kryptowährungen, sondern auch jenes der grossen Rechenzentren. In der Schweiz spriessen solche momentan wie Pilze aus dem Boden. Die Behörden beschäftigen sich bereits heute mit der Frage, von wo der Strom für diese Zentren kommen soll. Teilweise werden bestehende Werke ausgebaut. Doch dies wird nicht reichen. Schliesslich schreitet auch die Elektrifizierung der Autos und die zunehmende Umstellung auf Wärmepumpen als Form der Gebäudeheizung voran. Es wäre jetzt an der Zeit, zu handeln und dafür zu sorgen, dass die Schweiz für die kommenden Herausforderungen der Digitalisierung gerüstet ist. Das heisst: über genügend eignen Strom verfügt.