Kernkraft in der EU wohl schon bald als grüne Energie anerkannt
Ein Gutachten für die EU-Kommission kam zum Schluss, dass Atomkraft als grüne Technologie anerkannt werden soll. Die finale Entscheidung darüber steht aber noch aus.
Spätestens seit Fukushima war die Atomkraft in der Defensive. Vor allem in europäischen Ländern formierte sich einmal mehr Widerstand gegen diese Form der Stromgewinnung. Deutschland beschloss den Atomausstieg, auch die Schweiz will auf neue KKW verzichten. Doch nicht in allen Ländern zog man dieselben Schlüsse. Gerade mit Blick auf die Klimaziele und die Versorgungssicherheit setzen viele Regierungen weiterhin auf Kernkraft. Schliesslich will die EU bis 2050 klimaneutral sein.
Um dieses Ziel zu erreichen hatte die EU ein Regelwerk in Auftrag gegeben, das wirtschaftliche Aktivitäten auf ihre Nachhaltigkeit hin bewerten soll. Dieses sollte nicht zuletzt auch Investoren eine Richtschnur für ihre Investitionen geben. Ob hierbei Gas und Atomkraft als grüne Geldanalgen gelten sollen, war eine der entscheidenden Fragen. Hier ist offenbar eine wichtige Weichenstellung erfolgt: Ein internes Gutachten der Kommission kam bereits vor einigen Wochen zu folgendem Schluss: «Die Analysen ergaben keine wissenschaftlich fundierten Belege dafür, dass die Atomenergie die menschliche Gesundheit oder die Umwelt stärker schädigt als andere Technologien zur Stromerzeugung.» Die Lagerung von Atomabfall tief unter der Erde sei «angemessen und sicher».
Diese Einschätzung hat die EU-Kommission nun übernommen. Im publizierten Dokument wird die Einschätzung des Gutachtens vollends geteilt. Die Kommission weist gleichzeitig aber auch darauf hin, dass das Gutachten zurzeit von zwei weiteren Expertengruppen überprüft werden. Deren Resultate werden Ende Juni erwartet. Eine endgültige Entscheidung, ob Nuklearenergie in der EU als grüne Energie gelten wird, dürfte bis Ende Jahr fallen. Es deutet vieles darauf hin, dass die Kernenergie in der EU-Zone als das anerkannt wird, was sie schon immer war: Ein wichtiges Puzzleteil bei der Bekämpfung des globalen Klimawandels.