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Der wahre Irrtum liegt woanders

Kernkraftwerke sind entgegen der Hoffnung vieler AKW-Gegner wieder im Kommen. Dieses Revival sei falsch, sagen viele Missionare der Erneuerbaren Energie und finden, CO2-neutrale Politik sei auch ohne KKW zu haben. Dies ist ein Irrtum, wie nicht zuletzt auch Deutschland zeigt.

Die Atomenergie gewinnt weltweit wieder vermehrt Anhänger, offenbar zum Leidwesen vom Michael Bauchmüller, wie der Journalist der Süddeutschen Zeitung in einem Artikel im Tagesanzeiger zu verstehen gibt. Dass die Atomkraft eine wichtige Stütze im Kampf gegen den Klimawandel sein kann, quittiert Buchmüller mit den Worten: «Kernkraft, ja bitte? Was für ein Irrtum». Und legt anschliessend dar, weshalb die Atomkraftwerke aus seiner Sicht eben keine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen sein können.

Derzeit würde die Atomenergie etwas mehr als zehn Prozent der globalen Stromversorgung ausmachen. «Dieser Anteil müsste wachsen, sollen Atomkraftwerke fossile Energie ersetzen.» Es sei absehbar, dass wegen der Elektrifizierung des Verkehrs, den Wärmepumpen im Hausbau sowie Wasserstoffmotoren der Stromverbrauch noch massiv zunehmen werde. Um dieser wachsenden Nachfrage zu begegnen und gleichzeitig fossile Kraftwerke zu ersetzen, würde es «Hunderte, wenn nicht Tausende neuer Reaktoren» benötigen, rechnet Bauchmüller vor. Dies sei jedoch nicht realistisch. Denn die neuen KKW-Projekte seien kostspielig. Der Bau von Kernkraftwerken würde sich oft auf Jahre hinaus verzögern. Auch die neu aufkommenden Minireaktoren seien nicht zu gebrauchen: «Im Kampf gegen die Klimakrise würden sie zu spät kommen.» Wenig überraschend sieht der Autor in der Solar- und Windenergie die Heilsbringer.

Strommix der Zukunft braucht Atomkraft

Wohl ganz zum Wohlgefallen Bauchmüllers ist in seiner Heimat Deutschland die grosse Offensive bei den Erneuerbaren schon längst gestartet. Nun zeigt sich aber, dass damit ein wichtiges Ziel verfehlt wird. Da gleichzeitig mit dem Zubau der Erneuerbaren Energieträger die Atomkraftwerke abgeschaltet werden, kommt es zu einem unguten Effekt: Solar- und Windenergie ersetzen primär wegfallenden Atomstrom. Die fossilen Energiebringer, darunter richtiggehende Dreckschleudern wie die Kohlkraftwerke, müssen in Deutschland notgedrungen länger am Netz bleiben als geplant. Es hat sonst schlicht zu wenig und vor allem zu wenig verlässlichen Strom. Solchen müssen zu immer grösseren Teilen die fossilen Werke liefern – mit den entsprechenden und politisch eigentlich unerwünschten CO2-Emmissionen.

Dieses Beispiel zeigt, dass ein zukunftsträchtiger Strommix nur mit dem Atomstrom und nicht gegen ihn funktionieren kann. Denn die Solar- und Windenergie ist ja gut und recht. Doch ohne effiziente Speicher, die im Gegensatz zu den AKW wirklich noch Zukunftsmusik sind, dürfte es in Bauchmüllers Vision ganz schnell düster werden. Deshalb sollte es heissen: «Kernkraft, ja bitte!»

Das Beispiel Deutschland zeigt eindrücklich: Die Stromproduktion mit neuen Erneuerbaren schadet dem Klima (Foto: pixabay).