Die Importstrategie des Bundes steht auf wackligen Beinen
Die EU-Kommission weibelt hinter den Kulissen dafür, dass die Schweiz aus wichtigen Strommärkten ausgeschlossen wird. Die Zeichen stehen auf Sturm. Sich auf Stromimporte aus dem EU-Raum zu verlassen, ist angesichts dessen keine gute Idee.
Kaum ein Thema hat die Schweizer Politik so sehr umgetrieben, wie die fast endlos scheinenden Verhandlungen zum institutionellen Rahmenabkommen mit der EU. Heute glauben nur noch wenige Beobachter daran, dass die Schweiz mit der EU eine Übereinkunft finden wird. Das Rahmenabkommen sei tot, ist auch von Parlamentariern unterschiedlicher Parteien zu hörn. Ohne ein solches Abkommen dürfte allerdings auch das von der Schweiz angestrebte Stromabkommen mit der EU gestorben sein, mit weitreichenden Auswirkungen für die sichere Stromversorgung der Schweiz.
So sieht es auch der «Tagesanzeiger». Dieser titelte: «Die Schweiz verliert den Anschluss». Ohne Strom- und Rahmenabkommen mit der EU würden Versorgungslücken und instabile Stromnetze drohen. So würden die Importkapazitäten der Schweiz massiv beschnitten. Und weil die EU die Schweiz in den Berechnungen der Grenzkapazitäten nicht berücksichtige, würden ohne Stromabkommen ungeplante Stromflüsse weiter massiv zunehmen. Um in der Folge die Netzstabilität aufrechterhalten zu können, müsse die Schweiz auf ihre wertvollen Wasserreserven zurückgreifen: «Dieser Wasserstrom wird uns dann im Winter für die Versorgung fehlen», sagt Michael Frank, Direktor des Verbandes der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) im Artikel.
Gaskraftwerke als Option
Es ist also damit zu rechnen, dass die bereits heute vorhandene Winterlücke in der Stromversorgung sich weiter akzentuieren wird. Gelingt der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht wie geplant – darauf deutet vieles hin – könnten in dieser Situation Gaskraftwerke das Gebot der Stunde werden. Dies legten unlängst auch Forscher der ETH Lausanne und der Universität St. Gallen dar. Denn die Alternative wären mögliche Blackouts mit täglichen Kosten, die in die Milliarden Franken gehen. Wenig überraschend sind auch für den Bund Gaskraftwerke eine Option, wie der Tagesanzeiger weiterschreibt. «Allerdings wären die Gaskraftwerke wohl nur während weniger Wochen im Winter im Betrieb und müssten 100 Prozent ihrer CO2-Emmissionen kompensieren», sagt BFE Sprecherin Zünd.
Es ist löblich, dass das Bundesamt für Energie sich alle Optionen offenhält, wenn es um die Versorgungssicherheit der Schweiz geht. Müssten dereinst tatsächlich Gaskraftwerke in der Schweiz ans Netz gehen, um die Versorgung im Winter sicherzustellen, wäre dies allerdings ein Treppenwitz der Geschichte. Denn just dieser Tage kämpft Energieministerin Simonetta Sommaruga dafür, dass die Schweiz im Rahmen des CO2-Gesetzes ihre Emissionen bis 2030 massiv herunterfährt. Gaskraftwerke passen da nicht so recht ins Bild. Kompensationsleistungen im Ausland auch nicht.