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Unsicherheitsfaktor Deutschland

Die Deutsche Energiewende stottert. Alte Kohlekraftwerke müssen wieder ans Netz, weil die Erneuerbaren seit Anfang Jahr immer wieder zu wenig Strom liefern. Die Situation dürfte sich noch verschärfen.

Wenn ein Kohlkraftwerk plötzlich als systemrelevant taxiert werden soll, sagt das viel darüber aus, wie es um die Versorgungssicherheit in Deutschland steht. Wie die «Welt» schreibt, musste in Deutschland zu Jahresbeginn ein eigentlich stillgelegtes Kohlekraftwerk zurück ans Netz. Grund waren Ausfälle bei den Erneuerbaren. Die Zeitung schreibt: «Dass Energieerzeuger ‘liefern’, ist in Zeiten der Energiewende nicht mehr selbstverständlich. Wind- und Solarkraftanlagen lieferten in einigen ‘kalten Dunkelflauten’ zu Jahresbeginn jedenfalls nicht.» Das Kohlekraftwerk Heyden in Ostwestfalen musste notfallmässig einspringen.

Dabei ist es eigentlich eines jener elf Steinkohlekraftwerke, welche die deutsche Bundesregierung per 1. Januar 2021, nicht zuletzt auf Druck der Klimabewegung, vom Netz nahm. Nach Auskunft der Bundesnetzagentur sei das Kraftwerk jetzt aber womöglich unverzichtbar für die sichere Stromversorgung in Deutschland. Seit Anfang Jahr musste die Anlage auf Ersuchen des Netzbetreibers Tennet bereits sechsmal wieder hochgefahren werden. Tennet hat nun beantragt, dass das Grosskraftwerk als systemrelevant eingestuft werden soll. Die Anlage in Heyden ist derweil nicht die einzige, die weiter betrieben werden muss. So verbleibt beispielsweise auch ein altes Ölkraftwerk bei Ingolstadt weiter am Netz, um die Versorgungssicherheit zu garantieren.

Weitere Unsicherheiten

Die Beispiele zeigen: Die Energiewende in Deutschland läuft alles andere als rund. In den kommenden Jahren dürfte sich die Situation weiter zuspitzen: «Dass der Kohleausstieg bereits so früh ins Stottern kommt, hatten die Energiewendeplaner offenbar nicht kommen sehen. Der nächste grosse Test für die Systemsicherheit folgt Ende dieses Jahres, wenn auf einen Schlag mit Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen C drei der sechs verbliebenen deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet werden sollen – zusätzlich zu den weiteren Stilllegungen von Kohlekraft», schreibt die «Welt».

Für die Schweiz sind dies keine guten Aussichten. Mit der Energiestrategie 2050 wird die Abhängigkeit von ausländischem Strom ohnehin zunehmen. Beim Um- und Ausbau der heimischen Kapazitäten harzt es zudem gewaltig, so dass die Schweiz noch stärker von ausländischem, also auch deutschem Strom abhängig sein wird. Doch gerade diese Abhängigkeit scheint keine gute Idee zu sei, wie der Bericht der «Welt» vor Augen führt.

Kohlekraftwerke müssen in Deutschland weiter am Netz bleiben