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Kernenergie hat ihren natürlichen Platz in einer CO2-neutralen Welt

Während die Schweiz und Deutschland sich von der Kernkraft verabschieden, setzen viele Länder, auch in Europa, auf kleinere, günstigere Kernkraftwerke der neusten Generation. Diese so genannten SMR sollen im Verbund mit erneuerbaren Energiequellen dafür sorgen, dass die Stromversorgung sicher und weitgehend CO2-neutral geschieht – ein zukunftsträchtiger Mix.

Joe Biden, der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hat unlängst das Pariser Abkommen ratifiziert. Mit diesem Schritt korrigiert er die Politik seines Vorgängers, Donald Trump, der einst aus dem Abkommen ausgestiegen war. Damit verpflichtet Biden sein Land, die CO2-Emmissionen im Vergleich zu heute merklich zu senken. Im Wahlkampf gab der Demokrat die Losung aus, dass die USA bis 2050 klimaneutral sein sollen.

Die Entscheidung wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen, nicht zuletzt von links-grünen Kreisen in Europa. Gerne wird dabei jedoch verschwiegen, wie Biden seine Emissions-Ziele erreichen will.

Anders als Deutschland oder auch die Schweiz dürfte die Kernkraft – neben der Windenergie und Photovoltaik – ein zentraler Pfeiler der US-Energieversorgung werden und mithelfen, den CO2-Ausstoss des Landes zu senken. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den sogenannten «Small Modular Reactors» (SMR), mit denen auch schon Bidens Vorgänger Barack Obama und Donald Trump geliebäugelt hatten. Diese SMR haben zwar weniger Leistung als ein gewöhnliches KKW, doch sind auch die Kosten für den Bau und den Betrieb wesentlich tiefer. Sie können je nach Projekt serienmässig gefertigt und relativ einfach an den jeweiligen Standorten aufgestellt werden. Auch seien die damit verbundenen Risiken wesentlich tiefer.

Auch Bill Gates ist ein grosser Verfechter und Förderer der SMR und thematisiert die Technologie als Schlüssel in seinem neusten Buch. Das deutsche Handelsblatt schreibt dazu: "Eine der zentralen Erkenntnisse Gates': Der Mensch hat bei diesem Thema eine gefährliche Tendenz zur Selbsttäuschung entwickelt. Solaranlagen, Windräder und Elektroautos sind im Kampf gegen den Klimawandel zwar schön und gut, reichen aber nicht aus. Was wir brauchen, ist viel, viel mehr Innovation - und zwar ohne Denkverbote. Denn oberstes Ziel muss die Reduzierung der Emissionen bis 2050 auf null sein." Das kann auch als Kritik am Schweizer CO2-Gesetz gelesen werden. Auch dieses nützt dem Klima wenig und schadet der Versorgungssicherheit mit Strom.

In China und Argentinien befinden sich solche SMR-Anlagen bereits in Bau. In Kürze dürften erste Werke ans Netz gehen. Estland plant den Bau des ersten europäischen SMR. Auch Polen hat Interesse angemeldet. Europa könnte dereinst also so etwas wie eine Renaissance der Kernkraft erleben, wenngleich mit modernerem Antlitz. So schickt sich beispielsweise auch die Regierung in Grossbritannien an, die Kernkraft wieder verstärkt in die Energieversorgungsgleichung aufzunehmen, wie die FAZ schreibt. Premierminister Boris Johnson setzt stark auf die Vorzüge der Kernkraft. Anders als in vielen anderen Industrieländern ist auch die Opposition von Johnson, die Labour Party, für den Ausbau neuer Anlagen. Ein Konsortium um den Industriekonzern Rolls Royce arbeitet mit finanzieller Unterstützung der Regierung an der SMR-Technik. Dereinst sollen bis zu 16 solcher Anlagen die Insel zuverlässig mit Strom versorgen.

In vielen Ländern werden Gas- und Kohlekraftwerke als Puffer eingesetzt: Sie laufen dann auf Hochtouren, wenn die erneuerbaren Energien wegen Windmangel oder fehlender Sonneneinstrahlung brach liegen. Klimaneutral ist dies natürlich nicht. Und so planen verschiedenen Ländern künftig SMR an die Stelle von Gas und Kohle zu setzten.

Auch die Schweiz dürfte nicht darum herumkommen, im Inland Puffer zu erstellen, um sich gegen die Winterstromlücke und die steigende Abhängigkeit vom Ausland abzusichern. Kleine, zuverlässige und verhältnismässig günstige SMR wären ein willkommener, notwendiger Bestandteil in einer Schweizer Energielandschaft der Zukunft.

Auch Grossbritannien bekundet starkes Interesse an der Entwicklung von Small Modular Reactors (Foto: Rolls Royce).