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Ohne Strom keine Digitalisierung

Die Schweiz ist attraktiv für die Betreiber von grossen Rechenzentren. Zurzeit entstehen gleich mehrere solcher Datenspeicher. Dabei zeigt sich: Die Rechner benötigen riesige Mengen Strom. Gut und gerne haben sie einen Stromverbrauch wie mittelgrosse Schweizer Städte.

«Daten sind das neue Öl, Informationen sind das neue Gold.» Wenn diese Redewendung stimmt, dann könnte es gut sein, dass die rohstoffarme Schweiz dereinst ein regelrechtes Eldorado werden könnte. Denn überall im Land werden zurzeit riesige Rechenzentren gebaut, die Unmengen an Speicherplatz für Daten aller Art bereitstellen sollen. Wie der Tagesanzeiger schreibt, spriessen zurzeit vor allem im Kanton Zürich mehrere solcher Rechenzentren wie Pilze aus dem Boden.

Der Bauboom beschäftige zurzeit auch die Behörden. Der Grund: Die Rechenzentren benötigen Unmengen an Strom: «Für jene Winterthurer Rechenzentren, die gerade gebaut werden, wurde ein Stromanschluss von 55 Megawatt verlegt und ein Unterwerk für 8,6 Millionen Franken erweitert. Sollte das Datencenter die gesamte Leistung nutzen, entspräche dies der Hälfte des Stromverbrauchs der gesamten Stadt Winterthur zu Spitzenzeiten», schreibt der Tagesanzeiger mit Verweis auf Berechnungen des Landboten.

In Oberengstringen ging kürzlich ein weiteres Unterwerk in Betrieb. «Unter anderem auch, um der Nachfrage eines Rechenzentrums gerecht zu werden.» Wie ein Exponent der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich sagt, sei ein Ausbau des Hochspannungsnetzes denkbar, sollten in den nächsten Jahren weitere Rechenzentren dazukommen.

Das Beispiel zeigt: Digitalisierung braucht Strom, viel Strom. Und wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Die Schweiz hat nur noch wenig energieintensive Industrie. Die Digitalisierung des Dienstleistungssektor dürfte ihren Platz einnehmen. In der Frühphase der Industrialisierung lieferten einst mit Wasserkraftwerken versehene Bäche und Flüsse den Spinnereien und Werkzeugfabriken des Tösstals oder Winterthurs zuverlässig lokalen Strom für ihre Produktion. Heute kommt der Strom in der Regel von weiter her, zu oft – vor allem im Winter – ist es Kohlestrom aus Deutschland. Mit der steigenden Nachfrage nach Strom wird diese Abhängigkeit zu einem grösseren Problem. Auch für die Betreiber der Rechenzentren.

Soll die Schweiz dereinst zum Informationsmekka werden, wird es unerlässlich sein, im Winter genügend zuverlässigen Strom im Inland zu produzieren. Leider stehen die Zeichen aber eher auf Strommangellage, denn auf Daten-Eldorado.

Rechenzentren sind wahre Stromfresser: Rohbau des 40MW Hyperscale-Campus in der Nähe von Zürich (Foto: Vantage Data Centers).