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Erdgas ist nicht Heizöl

Notlager sind eine gute Sache. Die Corona-Krise hat dies den Schweizerinnen und Schweizern vor die Augen geführt. Allerdings macht es wenig Sinn, wenn die Pflichtlager für Erdgas aus Heizöl bestehen.

Die Bedeutung von Erdgas hat in den letzten Jahren zugenommen. Mittlerweile deckt Erdgas bald 15 Prozent des Gesamtenergiebedarfs der Schweiz ab. Erdgas wird vor allem für Heizen, Kochen und für Prozesse in der Industrie benötigt.

Nun berichtet die Neue Zürcher Zeitung über den interessanten Umstand, dass für Erdgas zwar Pflichtlager in der Schweiz bestehen müssen - diese aber nicht mit Erdgas gefüllt sind. Im NZZ-Artikel steht: "Um für mögliche Engpässe bei der Erdgasversorgung gewappnet zu sein, wurden in der Schweiz Pflichtlager eingerichtet – so wie auch für Erdöl und einige Lebensmittel und Arzneigüter. Im Fall von Erdöl ist dies eine Erfordernis der OECD beziehungsweise deren Internationaler Energieagentur (IEA). Die Lager halten private Unternehmen, welche die Güter importieren. Die Pflichtlager für Erdgas sind jedoch ein Sonderfall: Denn sie bestehen in der Schweiz aus Erdöl, genauer: aus Heizöl extraleicht".

Diese Erkenntnis ist nicht unproblematisch. Denn eine Gasheizung oder ein Gaskochherd funktioniert nun mal mit Gas. Für Erdgas-Pflichtlager fehlt in der Schweiz die Infrastruktur. Es bräuchte Gasspeicher. Dieses Manko kompensiert man dann mit Heizöl. Begründet wird das mit den sogenannten Zweistoffanlagen. Sie werden in der Industrie eingesetzt und sind mit beiden Energieträgern funktionstüchtig. Allerdings nützt das den Privathaushalten wenig - und sowieso sind Zweistoffanlagen am "Aussterben".

Das "gasige" Pflichtlager orientiert sich auch nur an diesen Zweistoffanlagen. Das heisst: Für den Grossteil der auf Gas angewiesenen Schweizerinnen und Schweizer, fehlt im Notfall der Energieträger. "Aus der Erdölbranche, die im Wärmemarkt mit Heizöl in Konkurrenz zum Erdgas steht, ist zudem zu hören, dass das derzeitige System bei der Pflichtlagerhaltung Gas bevorzuge. Dies deshalb, weil eben nur ein Notvorrat für die auf Heizöl umstellbare Erdgasmenge und nicht für das gesamte Volumen vorgehalten werden muss. Dadurch komme es zu einer Wettbewerbsverzerrung", heisst es in der NZZ,

Es stellt sich also auch im Bereich von Erdgas die Frage der Versorgungssicherheit. Sie beschränkt sich auf den Inhalt des Gasnetzes. Das reicht knapp für einen Tag. Angesichts der politischen Querelen rund um den Bau der Nordstream Pipeline, sind das schlechte Nachrichten.

Erdgas hat im Gegensatz zu Mineralöl nur ungenügende Pflichtlager. Im Bild: Mineralöl-Pflichtlager der Carbura (Foto: Carbura).