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Formel für klimaneutrale Schweiz?

Der GLP-Chef Jürg Grossen hat eine Roadmap vorgelegt. Sie soll zeigen, wie die Schweiz klimaneutral und gleichzeitig die Versorgung im Winter sichergestellt wird. Wer den Plan genauer unter die Lupe nimmt, entdeckt aber schwerwiegende Pferdefüsse.

Der Tages Anzeiger berichtet prominent: "GLP-Präsident Jürg Grossen hat eine Roadmap für eine Energieversorgung der Schweiz erarbeitet, die komplett erneuerbar, CO2-neutral und trotzdem sicher sein soll, auch im Winter."

Die Roadmap von Jürg Grossen besteht gemäss Tages Anzeiger aus sechs zentralen Punkten, die wir hier kurz skizzieren:

  1. Er möchte effizientere Geräte. Der Effizenzgewinn von 40% kommt durch die Elektrifizierung des Verkehrs und Gebäudebereiches zustande.
  2. Wie Roger Nordmann möchte er eine Solar-Offensive. Im Jahr 2050 sollen 40 Terrawattstunden aus Solarkraft kommen. Jürg Grossen ist Solar-Unternehmer.
  3. Er will den Individualverkehr komplett elektrifizieren. Das heisst: Alle fossilen Treibstoffe fallen weg.
  4. Die Winterlücke will Jürg Grossen mit der Speicherung des überschüssigen Solarstroms durch Herstellung von Wasserstoff, Methanol und synthetischen Treibstoffen füllen. Er rechnet dabei mit einem Wirkungsgrad von 35%.
  5. Er will ein neues Ladekonzept für die E-Autos. Diese müssen Tagsüber auch am Arbeitsplatz aufgeladen werden können. Damit kann der überschüssige Tagesstrom verwertet werden.
  6. Alle Gebäude verfügen über intelligente Steuerungen. Sie sorgen dafür, dass Geräte dann laufen, wenn der Strom direkt vom Dach (Solaranlage) bezogen werden kann.

Die Roadmap von Jürg Grossen verzichtet - im Gegensatz zu den Szenarien des Bundes - auf "Wünschenswertes". Er weiss, dass Windkraft in der Schweiz einen schweren Stand hat und verzichtet deshalb darauf, diese in die Berechnungen einzubeziehen. Und er rechnet auch nicht mit Geothermie. Das ist löblich.

In zentralen Punkten ist die Roadmap von Jürg Grossen aber Wunschdenken. Eine grosse Hürde in den Überlegungen des GLP-Chefs stellt das Problem der Winterversorgung mit Strom dar. Die Speicherung des überschüssigen, solar produzierten Sommerstroms genügt nicht. Die Schweiz braucht im Winter bis zu 40 Terrawattstunden Strom. Deshalb sieht die Roadmap so massive Einsparungen vor. Ohne die Einsparungen bricht der Plan wie ein Kartenhaus zusammen. Die vorgeschlagenen Einsparungen (das BFE möchte übrings gleich viel einsparen) sind aber illusorisch.

Die Kosten, ausser für die Solaranlagen, lässt Jürg Grossen in seiner Roadmap beiseite. Die Erstellung der Infrastruktur, etwa Ladestationen, neue Wasserstoff-Tankstellen, die Sanierung des Gebäudeparks oder die Power-to-Gas-Anlagen kosten Milliarden.

Der Tages Anzeiger hält denn auch fest: "Doch nicht alle Energieexperten im Nationalrat halten seinen Plan für umsetzbar. FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen hält Grossens Berechnungen für ein «Luftschloss»."

Hat einen Plan, der eher nicht aufgeht: Jürg Grossen (Foto: zvg.).