Wer bezahlt die Netzintegration?
In Deutschland sorgt das neue Offshore-Gesetz für Windkraft für Konflikte. Während die Regierung möchte, dass die Betreiber sich an der Netzintegration beteiligen, möchten diese die Kosten lieber der Allgemeinheit aufbürden.
Windkraft gehört zu jenen Erzeugungstechnologien von Strom, welche massgeblich die wegfallende Produktion aus konventionellen Kraftwerken ersetzen soll. In Deutschland sind dies die Kernkraftwerke und neu auch die Kohlekraftwerke. Sie werden in den nächsten Jahren vom Netz genommen.
Dass es mit der Aufstellung eines Windrades alleine nicht getan ist, hat inzwischen, nach Milliarden-Investitionen, auch die deutsche Politik gemerkt. Genauso wichtig ist die Anbindung ans Netz. Es nützt nämlich wenig, wenn am falschen Ort Strom produziert wird. Dieser muss zu den Konsumentinnen und Konsumenten transportiert werden.
Wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, sorgt genau diese Erkenntnis nun bei der Aushandlung des neuen Offshore-Gesetzes in Deutschland für Unstimmigkeiten. Die deutsche Regierung möchte in ihren künftigen Ausschreibungen für Offshore-Windkraftanlagen auch die Netzanbindung berücksichtigen. Im Artikel heisst es: "Statt zu losen, soll es dann eine zweite Versteigerung geben: Den Zuschlag erhält, wer zur grössten Beteiligung an der Anbindungsleitung des Meereswindparks bereit ist, also möglichst viel der Netzkosten mitträgt. " Betreiber, die also bereit sind, sich an den Netzkosten zu beteiligen, bekommen eher den Zuschlag.
Dagegen regt sich nun Widerstand. Es wehrt sich der Energieverband BdEW. Lieber möchte man sich nicht an den Netzkosten beteiligen. Diese sollen weiterhin von den Konsumentinnen und Konsumenten getragen werden.
Welchen Weg das neue Offshore-Gesetz in Deutschland einschlagen wird, ist noch unklar. Es zeigt sicher aber einmal mehr, dass eine zu starke Subventionierung ins Elend führt. Sie mag wohl zu Beginn eine gewisse Förderwirkung erzielen. Die tatsächlichen Kosten kommen aber früher oder später ans Licht und sorgen dann für Diskussionen. Denn nur Lösungen, die am Markt bestehen, sind nachhaltig. Bei allen anderen muss jemand für das Defizit geradestehen.
Zwar werden in der Schweiz keine Offshore-Windanlagen erstellt. Aber die Grundzüge einer verfehlten Subventionspolitik werden auch hier über kurz oder lang an den Tag treten. So bezahlt in der Schweiz beispielsweise aktuell niemand für die Netzintegration der Solarkraft. Auch dafür wird den Schweizerinnen und Schweizern eines Tages die Rechnung präsentiert.