Es bleibt teuer
Das Beispiel Deutschland zeigt: Beim Strom werden Preisaufschläge umgehend an die Konsumenten weitergegeben. Die Weitergabe von Preisreduktionen umgekehrt lässt meist auf sich warten.
Wer mehr über die unmittelbare Zukunft des Schweizer Energiesystems wissen will, dem sei ab und an der Blick nach Deutschland empfohlen. Für die Architekten unserer Energiestrategie und deren politischen Verbündeten, ist und war Deutschland Vorbild.
Nun widmet sich die Süddeutsche Zeitung einem interessanten Thema, das auch in der Schweiz im Vorfeld der Abstimmung zum Energiegesetz im Mai 2017 immer wieder zu diskutieren gab. Nämlich die Frage nach den Strompreisen. Das sind die direkten Kosten, welcher der "normale" Bürger auf der Stromrechnung sieht. Die enormen volkswirtschaftlichen Kosten sind dagegen schwieriger zu entdecken.
"Fast 85 Prozent der mehr als 800 Grundversorger haben nach Angaben des Vergleichsportals Verivox in diesem Jahr die Preise für Strom angehoben. Die Mehrzahl davon zum Jahresanfang, aber auch im April und Mai wird Strom laut Verivox noch einmal bei rund 50 Energieversorgern teurer", schreibt die Süddeutsche Zeitung. So hoch war der Preis noch nie. In Deutschland wird Energie immer mehr zum Luxusgut und erinnert von der Kostenentwicklung her stark an das hieisige Gesundheitssystem. Energiearmut ist ja auch ein fester Begriff in der deutschen Sozialpolitik.
Der Trend der Preissteigerungen steht im krassen Widerspruch zu den aktuellen Grosshandelspreisen. Im Vergleich zum letzten Jahr, liegen die Preise einen Drittel tiefer. Allerdings kaufen die Versorger den Strom am Terminmarkt ein. Das heisst: Die Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen heute den Strom, der bereits vor einiger Zeit eingkauft wurde.
Gemäss der Süddeutschen gibt es noch einen weiteren Grund: "Der Versorgerverband BDEW verweist dagegen darauf, dass die Beschaffungskosten nur ein Viertel des Strompreises ausmachten. Mehr als die Hälfte entfielen auf Steuern, Abgaben und Umlagen. Diese seien seit 2010 deutlich gestiegen. Das schränke den Spielraum für Preissenkungen ein." Dieser Teil umfasst also wieder Kosten des planlosen Umbaus eines eigentliche bewährten Systems.