Was gilt?
Geht es um den Schweizer Strommix, dann kriegt der interessierte Bürger immer wieder unterschiedliche Zahlen zu lesen. Was gilt? Wichtig zu wissen ist, dass aus Schweizer Steckdosen nicht der Schweizer Produktionsmix fliesst.
"2018 stammte der Strom aus Schweizer Steckdosen zu rund 74% (2017: 68%) aus erneuerbaren Energien: Zu 66% aus Grosswasserkraft und zu rund 8% aus Photovoltaik, Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse. 17% stammten aus Kernenergie und knapp 3% aus Abfällen und fossilen Energieträgern. Für 6% des gelieferten Stroms sind Herkunft und Zusammensetzung nicht überprüfbar (2017: 16%). Dies zeigen die Daten zur Stromkennzeichnung 2018", schreibt der Bund in einer Medienmitteilung. Diese Daten zum Schweizer Strom-Liefermix werden jährlich erhoben und auf www.stromkennzeichnung.ch im Stromkennzeichnungs-Cockpit veröffentlicht.
Swissnuclear schreibt auf ihrer Website: "Im Jahr 2019 haben die fünf Schweizer Kernreaktoren netto 25,373 Terawattstunden (TWh) elektrische Energie erzeugt, leicht mehr als im Vorjahr (24,492 TWh). Die Verfügbarkeit der Anlagen lag bei auch im internationalen Vergleich hohen 90 Prozent. Die Kernkraftwerke haben demnach im vergangenen Jahr wiederum zuverlässig ein gutes Drittel des heimischen Stroms erzeugt. Die nach der Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg verbleibenden vier Reaktoren leisten auch weiterhin einen grossen Beitrag an die klimafreundliche und sichere Stromversorgung der Schweiz."
Das Berichtsjahr ist unterschiedlich - aber genauso unterschiedlich sind die publizierten Zahlen. Das kann verwirren. Es stellt sich die Frage: Was gilt? Es besteht ein Unterschied zwischen Liefermix und Produktionsmix.
Als Liefermix wird das bezeichnet, was letztendlich aus der Steckdose kommt, also verbraucht wird. Da das Schweizer Stromnetz nicht alleine steht, sondern mit denjenigen seiner Nachbarländer verbunden ist, beinhaltet der Liefermix nicht nur Strom aus Schweizer Produktion. Strom wird über Landesgrenzen hinweg gehandelt. Einerseits exportiert die Schweiz vor allem im Sommer Strom aus ihren Wasserkraftwerken, andererseits ist sie vor allem im Winter auf Stromimporte aus dem Ausland angewiesen, um ihren Bedarf zu decken.
Der Produktionsmix eines Landes ist die Zusammensetzung des im Inland hergestellten Stroms, in diesem Fall Strom «made in Switzerland». Diese Kennzahl weist aus, welchen Anteil die einzelnen Kraftwerke, respektive Stromerzeugungsarten, am gesamten in der Schweiz produzierten Strom haben. Der Schweizer Produktionsmix bestand 2018 zu 55.4% aus Wasserkraft, zu 36.1% aus Kernkraft, zu 2.8% aus fossilen und knapp 6% aus diversen erneuerbaren Energien.
Da wir sowohl Strom exportieren, als auch Strom importieren, decken sich die Zusammensetzungen der beiden Strommixe nicht. Das verwirrt die Bürgerinnen und Bürger.