Die wichtigsten Informationen zur Schweizer Stromversorgung
Eine sichere und zuverlässige Energieversorgung ist eine Grundvoraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, den wirtschaftlichen Erfolg und die politische Stabilität der Schweiz. Das sehen laut einer Umfrage der gfs.Bern im Auftrag des VSE (2025) auch die meisten Menschen so. Strom ist heute nicht nur Grundlage des täglichen Lebens, sondern auch kritische Infrastruktur im Gesundheitswesen, im Verkehr, in der Kommunikation und in der Industrie. Ein stabiler Zugang zu Strom ist deshalb eine Frage der nationalen Sicherheit.
Gemäss Bundesamt für Bevölkerungsschutz (FOCP/BAG) ist eine Verknappung der Stromversorgung das Ereignis mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit und dem grössten potenziellen Schaden für die Schweiz.
Die Netzfrequenz von exakt 50 Hertz ist das unsichtbare Rückgrat unseres Stromsystems. Diese Frequenz muss möglichst stabil bleiben – aus gutem Grund:
Zeitmessung: Einige Uhren orientieren sich an der Netzfrequenz. Ist sie zu hoch, laufen sie vor; ist sie zu tief, hinken sie nach.
Technik: Grosse Maschinen können Schaden nehmen, wenn die Frequenz schwankt oder vom Sollwert abweicht.
Die Netzfrequenz hängt direkt vom Gleichgewicht zwischen Stromproduktion und -verbrauch ab. Wird mehr produziert als verbraucht, steigt die Frequenz, da Generatoren leichter drehen. Übersteigt der Verbrauch die Produktion, sinkt sie – die Generatoren werden gebremst.
Bei unter 47.5 Hz oder über 52.5 Hz schalten sich viele Netzkomponenten automatisch ab – Schutzschaltungen greifen, um Kraftwerke, Leitungen und Geräte nicht zu beschädigen.
Die Hauptverbraucher von Strom sind Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen mit rund 55 Prozent. Haushalte beanspruchen ein Drittel, der Verkehr knapp 10 Prozent – Tendenz steigend. Besonders die SBB, der öffentliche Verkehr und die zunehmende Elektromobilität tragen dazu bei.
Die Stromerzeugung in der Schweiz basiert auf einem aussergewöhnlich hohen Anteil grundlastfähiger Quellen: also Rund 60 % stammen aus Wasserkraft – gespeist durch die topografischen Gegebenheiten der Alpen – und etwa 35 % aus Kernenergie. Dieser Mix sorgt nicht nur für eine sehr CO₂-arme Stromproduktion, sondern auch für eine stabile Versorgung. Die Schweiz vereint somit Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Eigenproduktion auf hohem Niveau. Doch dieser Balanceakt ist gefährdet – durch politischen Stillstand und eine Energiestrategie, die zentrale Pfeiler wie die Kernkraft ignoriert.
Wasserkraft in der Schweiz
Wasserkraft wird seit über 100 Jahren genutzt. Sie wandelt Höhenenergie von Wasser in Rotationsenergie um, die über Turbinen Strom erzeugt.
Es gibt drei Haupttypen:
Laufkraftwerke
Sie arbeiten mit geringer Fallhöhe und liefern bei genügend Wasser rund um die Uhr Strom. Ihre Leistung ist jedoch stark wetter- und saisonabhängig. In der Schweiz sind die Ausbaureserven praktisch erschöpft.
Speicherkraftwerke
Sie nutzen grosse Höhenunterschiede und speichern Wasser in Stauseen. Ihre Leistung lässt sich innert Sekunden regulieren. Damit sind sie zentral für die Netzstabilität.
Pumpspeicherwerke
Wasser wird bei Stromüberschuss nach oben gepumpt und bei Bedarf turbiniert. Der Wirkungsgrad liegt zwischen 65 und 80 Prozent.
Der Wirkungsgrad von Wasserkraftwerken ist mit ca. 85 % meist doppelt so hoch wie bei fossilen Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerken. Damit sind Wasserkraftwerke die effizienteste Form der Stromerzeugung. Sie erzeugen in der Schweiz 37 TWh Strom im Jahr, davon 45 % im energieintensiven Winterhalbjahr.
Laufkraftwerke erzeugen Strom zu 3 bis 6 Rappen pro Kilowattstunde, Speicherkraftwerke zu 5 bis 8 Rappen. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Quellen ist das – auch dank der hohen Verfügbarkeit – wirtschaftlich attraktiv.
Bei Pumpspeicherwerken hängt die Wirtschaftlichkeit stark von der Differenz der Strompreise zwischen dem Zeitpunkt des Hochpumpens und der Rückverstromung ab. Da diese Preisunterschiede schwer vorhersehbar sind, lassen sich Einnahmen nur kurzfristig abschätzen.
Für die saisonale Speicherung, etwa zum Ausgleich zwischen Sommer und Winter, sind Pumpspeicherwerke weder kosteneffizient noch ausreichend dimensioniert.
Photovoltaikanlagen wandeln Sonnenlicht direkt in Strom um. Der Wirkungsgrad moderner Module liegt heute bei bis zu 25 Prozent. Die maximale Leistung einer Anlage wird in Kilowatt-Peak (kWp) angegeben – gemessen unter idealen Bedingungen.
Im Alltag liegt die tatsächliche Leistung oft deutlich darunter. Einflussfaktoren sind:
Im Schweizer Mittelland erreichen Photovoltaikanlagen im Jahresdurchschnitt etwa 9 bis 12 Prozent ihrer Nennleistung. Pro Quadratmeter liefern sie rund 170 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Im Sommer liegt die Ausbeute bei über 20 Prozent, im Winter bei rund 5 Prozent.
In Atomkraftwerken entsteht Energie durch die Spaltung von Atomkernen durch Beschuss mit Neutronen. Dabei wird in einer kontrollierten Kettenreaktion innerhalb des Reaktors ein kleiner Teil der Masse in Energie umgewandelt – dies erfolgt nach Einsteins bekannter Formel E=Δm x c2 (Δm=Massenverlust bei der Kernspaltung, c = Lichtgeschwindigkeit).
Mit der dabei entstehenden Wärme wird Wasserdampf erzeugt. Dieser wird mit hohem Druck in Dampfturbinen geleitet, die wiederum Stromgeneratoren antreiben und so CO2-freien Strom erzeugen. Im Verhältnis zu konventionellen Brennstoffen, wie Öl, Kohle und Gas, wird mit Kernspaltung pro kg Brennstoff etwa 1 Million mal mehr Energie (10 GWh/kg) erzeugt.
Das Kernkraftwerk Gösgen verbraucht ca. 20 Tonnen Uran pro Jahr und produziert daraus ca. 8 TWh Strom oder 13 % des Schweizer Stroms. Da Kernbrennstoffe wie Uran gut über Jahre auf wenig Raum gelagert werden können, steigern Atomkraftwerke die Versorgungssicherheit eines Landes.
Kernspaltung erzeugt CO2-frei pro kg Brennstoff ca. 1 Million x mehr Energie als konventionelle Brennstoffe wie Öl, Gas oder Kohle.
Seit den 1950er-Jahren wird Kernkraft zur Produktion von Elektrizität genutzt. Der erste kommerzielle Reaktor wurde in der Schweiz im Juli 1969 (Beznau 1, KKW-Generation 2) in Betrieb genommen. Zurzeit sind weltweit rund 430 Reaktoren in 33 Ländern in Betrieb – sie produzieren gemeinsam rund 10% des weltweiten Stroms.
Ca. 60 weitere sind aktuell im Bau (meist KKW-Gen 3+) und weitere 100 geplant. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahren auch einige Anlagen stillgelegt.
Übersicht Kernkraftwerke weltweit:
Woher der Strom auch kommt – er muss einen Weg vom Kraftwerk zum Kunden finden unabhängig davon, woher der Strom stammt – er muss vom Kraftwerk bis zum Verbraucher transportiert werden. Dafür braucht es das Stromnetz: ein komplexes System aus Leitungen mit vier Spannungsebenen, verbunden durch drei Transformationsebenen.
Seit 2009 ist der Schweizer Strommarkt teilweise liberalisiert. Das bedeutet: Grosse Stromverbraucher – also Unternehmen mit einem Jahresverbrauch über 100 Megawattstunden – dürfen selbst entscheiden, ob sie ihren Strom auf dem freien Markt einkaufen oder in der Grundversorgung bleiben.
Wählen sie den freien Markt, können sie ihren Stromlieferanten frei wählen und von wettbewerbsfähigen Preisen profitieren. In der Schweiz betrifft das rund 35’000 Unternehmen – weniger als 1 % aller Endverbraucher. Davon haben sich etwa 68 % für den freien Markt entschieden.
Alle anderen – also Privathaushalte und kleinere Unternehmen – sind weiterhin an ihren lokalen Stromversorger gebunden. Sie befinden sich in der Grundversorgung und können ihren Anbieter derzeit nicht frei wählen.
Mit dem Stromabkommen wird der Schweizer Strommarkt vollständig geöffnet, aber die Kunden können auch in der Grundversorgung bleiben
Interessant: Obwohl die grosse Mehrheit der Kundinnen und Kunden grundversorgt ist, verbrauchen sie nur rund die Hälfte des gesamten Stroms – die andere Hälfte entfällt auf die wenigen Grossverbraucher.
Die Netzkosten sind ein wichtiger Bestandteil deiner Stromrechnung. Sie entstehen durch den Bau, Betrieb und Unterhalt der Stromnetze – unabhängig davon, wie viel Strom du tatsächlich verbrauchst.
Die Netzkosten umfassen:
Kosten vorgelagerter Netzebenen: Zahlungen an übergeordnete Netzbetreiber
Kapital- und Betriebskosten der eigenen Netzstufe: z. B. für Unterhalt, Administration, Messung, Rechnungsstellung
Abzüge: Weiterverrechnete Kosten an nachgelagerte Ebenen oder direkt in Rechnung gestellte Anschlüsse (z. B. an Grundeigentümer)
Wichtig: Die Netznutzungskosten, die den Endverbrauchern weitergegeben werden, dürfen die effektiv anfallenden Kosten nicht überschreiten.
Zusätzlich werden separat ausgewiesen:
Systemdienstleistungen (SDL): Leistungen der nationalen Netzbetreiberin Swissgrid
Konzessionsabgaben an Gemeinden
Abgaben für den Gewässerschutz und die KEV (Kostendeckende Einspeisevergütung)
Ein Grossteil der Netzkosten sind Fixkosten. Entscheidend ist nicht, wie viel Strom du beziehst – sondern wie viel Leistung jederzeit bereitgestellt werden muss. Denn das Netz muss auch Spitzenlasten jederzeit abdecken können. Das bedeutet: Wer viel Leistung gleichzeitig bezieht, verursacht höhere Kosten.
Die Energiewelt ist komplex – mit vielen Fachbegriffen, Abkürzungen und technischen Zusammenhängen. Damit Sie den Überblick behalten, haben wir ein Glossar zusammengestellt.
In der Schweiz wird nach wie vor überwiegend mit Holz, Heizöl oder Erdgas geheizt. Unsere Fahrzeuge fahren meist mit Benzin oder Diesel. All diese Stoffe nennt man Energieträger – sie speichern Energie, die wir in Wärme oder Bewegung umwandeln können.
Ein besonders vielseitiger Energieträger ist jedoch die Elektrizität: Sie lässt sich für nahezu alle Anwendungen nutzen – zum Heizen und Kühlen, zum Laden von Handys, zum Antrieb von Autos und Zügen. Genau diese universelle Einsetzbarkeit macht Strom so zentral für die Energiezukunft.
Nicht alle Energie ist Elektrizität, aber Elektrizität ist Energie.
Ein Vergleich aus dem Alltag:
Autos haben unterschiedliche Motorleistungen – gemessen in kW oder PS. Ein stärkerer Motor kann mehr Energie auf einmal abrufen. Wie viel Energie (z. B. in Litern Benzin oder kWh) insgesamt benötigt wird, hängt davon ab, wie lange das Auto fährt.
Fährt ein stark motorisiertes Auto eine Stunde lang, verbraucht es mehr Energie als ein sparsames. Bei Kraftwerken ist es genauso: Ein grosses Kraftwerk mit hoher Leistung (z. B. 1’000 kW) produziert in einer Stunde mehr Strom (kWh) als ein kleines mit 100 kW.
Zum merken:
– kW ist die Leistung
– kWh ist die Energiemenge
Die Energiedichte beschreibt, wie viel Energie in einer bestimmten Masse oder in einem bestimmten Volumen gespeichert ist. Sie wird meistens in Kilowattstunden pro Kilogramm (kWh/kg) oder Megajoule pro Liter (MJ/l) angegeben.
Je höher die Energiedichte, desto mehr Energie kann mit weniger Material gespeichert oder transportiert werden. Solarenergie ist wenig dicht.
Uran-235 hat eine extrem hohe Energiedichte: 1 kg enthält so viel Energie wie rund 2.5 Millionen Liter Öl.
Energieträger mit hoher Energiedichte benötigen weniger Platz, verursachen weniger Transportaufwand und erzeugen bei gleichem Nutzen weniger Abfall – ein grosser Vorteil z. B. bei der Kernenergie
Energiedichte spielt auch im Alltag eine Rolle: 100g Schokolade enthält mehr Kalorien als 100g Rüebli.
Der Wirkungsgrad beschreibt, wie effizient eine Maschine oder Anlage Energie in eine andere Form umwandelt – also wie viel der eingesetzten Energie am Ende tatsächlich nutzbar ist.
Bei jeder Energieumwandlung – ob in einem Auto oder bei der Stromerzeugung oder dem Einsammeln des Sonnenlichts– geht ein Teil der Energie verloren, meist als Abwärme. Man bekommt also nicht 100 % der eingesetzten Energie zurück.
Beispiele:
Ein Kohlekraftwerk hat einen Wirkungsgrad von ca. 35 %. Das heisst: Von 100 Einheiten chemischer Energie in der Kohle kommen nur 35 als Strom an – der Rest geht als Abwärme verloren.
Bei thermischen Maschinen, also bei Kraftwerken, die Wärme in mechanische Energie verwandeln, ist der Wirkungsgrad durch das Gesetz von Carnot begrenzt. Der Wirkungsgrad ist um so grösser, je grösser der Temperaturunterschied am Eingang und am Ausgang der Maschine ist. Hochtemperaturreaktoren haben deshalb einen höheren Wirkungsgrad von bis zu 45%.
In Kraftwerken drehen sich schwere Bauteile wie Turbinen und Generatoren. Diese rotierenden Massen wirken wie Schwungräder: Sie speichern Bewegungsenergie und stabilisieren so sekundenschnell die Netzfrequenz, wenn der Stromverbrauch plötzlich schwankt.
Dank ihrer Trägheit verhindern sie, dass die Frequenz bei plötzlichen Laständerungen sofort einbricht – ein entscheidender Beitrag zur Versorgungssicherheit im Stromnetz.
Viele reden über billigen oder teuren Strom. Doch das greift oft zu kurz. Denn Strom hat unterschiedliche Kostenarten.
Produktionskosten:
Das sind die laufenden Kosten für den Betrieb eines Kraftwerks, zum Beispiel für Personal, Wartung und Brennstoff. Solar hat hier fast keine, Gaskraftwerke hingegen schon.
Gestehungskosten (LCOE):
Sie zeigen, was eine Kilowattstunde über die gesamte Lebensdauer einer Anlage kostet – inklusive Bau, Betrieb und Finanzierung. Hier schneidet Solar oft gut ab, allerdings nur bei Sonnenschein.
Systemkosten:
Sie fallen außerhalb des Kraftwerks an, zum Beispiel für Speicher, Reservekraftwerke und den Ausbau der Stromnetze. Erneuerbare Energien benötigen diese Systeme, da sie unregelmäßig Strom liefern.
Vollkosten:
Die Summe aus Gestehungs- und Systemkosten. Sie zeigen, was eine Technologie wirklich kostet, wenn sie das gesamte System zuverlässig mit Strom versorgen soll.
Wer also nur auf die Gestehungskosten schaut, sieht nur die halbe Wahrheit. Entscheidend sind die Vollkosten – und die sehen oft ganz anders aus.
Im deutschen Sprachgebrauch gibt es keinen technischen Unterschied zwischen einem Atomkraftwerk und einem Kernkraftwerk. Beide Begriffe bezeichnen dasselbe: ein Kraftwerk, das mittels Kernspaltung Strom erzeugt.
Der Unterschied liegt ausschliesslich in der Wortwahl:
Wer neutral oder technisch korrekt kommunizieren will, spricht besser von Kernenergie oder Kernkraftwerke.
Kernenergie gehört zu den klimafreundlichsten Energiequellen überhaupt. Laut Weltklimarat (IPCC) verursacht sie im Schnitt nur 12 Gramm CO₂ pro Kilowattstunde – gerechnet über den gesamten Lebenszyklus eines Kernkraftwerks. Das umfasst alles: vom Uranabbau über den Betrieb bis zum Rückbau und der Endlagerung. Nur Wind- und Wasserkraft schneiden ähnlich gut ab. Solaranlagen liegen deutlich höher.
Das sind die Zahlen des Paul Scherrer Instituts (PSI):
• Windenergie: 8–27 CO₂/kWh
• Kernenergie: 10–20 CO₂/kWh
• Solarenergie: 25–69 CO₂/kWh
• Wasserkraft: 5–15 CO₂/kWh
• Gas: 390–400 CO₂/kWh
• Kohle: 823–1022 CO₂/kWh
Kernenergie ist also nahezu emissionsfrei – auf gleichem Niveau wie Windkraft und sauberer als Solar.
Quelle: Christian Bauer und Stefan Hirschberg (PSI): «Potentiale, Kosten und Umweltauswirkungen von Stromproduktionsanlagen» (2017)
Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, dass nuklearer Abfall unbrauchbar sei – Abfall eben. Aber Abfall wird überall rezykliert. Ausser in der Nukleartechnik. Da ist Rezyklieren verboten, jedenfalls in der Schweiz. Dabei würde es sich lohnen, denn rund 95 % des „Atommülls“ sind gar kein Abfall, sondern ungenutzter Nuklearbrennstoff. In heutigen Reaktoren wird nur ein Bruchteil des Urans tatsächlich gespalten. Der Rest: ist wertvolle Energie, die wir nutzen könnten.
Moderne Reaktoren der Generation IV sind in der Lage, genau diesen scheinbaren Abfall zu verwerten. Russland macht es bereits vor: Der schnelle Reaktor BN-800 nutzt seit 2020 rezykliertes Plutonium und abgereichertes Uran aus abgebrannten Brennstäben und erzeugt damit Strom.
Auch in den USA hat man bis in die 90er Jahre solche Reaktoren betrieben
Kernkraftwerke benötigen wenig Platz. Keine andere Energiequelle kommt mit so wenig Landfläche aus. Ein Kernkraftwerk, das im Jahr 8 Milliarden kWh produziert, benötigt eine Landfläche von ein Viertel Quadratkilometer.
Um die gleiche Energiemenge zu erzeugen, braucht es 40 Quadratkilometer Photozellen, die 160-fache Fläche.
Mit dem Wind ist es kaum besser: Die rund 5000 Windräder, die 8 Milliarden kWh im Jahr produzieren können, benötigen eine Fläche von 30 Quadratkilometer. Das ist die Fläche für die Baustellen. Wenn man die Abstände berücksichtigt, sind es 3000 Quadratkilometer.
Wer die Landschaft schützen will, setzt auf Kernkraftwerke.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Kernenergie gehört weltweit zu den sichersten und saubersten Formen der Stromerzeugung – gleichauf mit Wind und Solar.
Vergleicht man Todesfälle pro erzeugter Terawattstunde Energie (inkl. Unfälle und Luftverschmutzung), zeigt sich:
Kernenergie ist damit mindestens so sicher wie Wind und Solar, weit sicherer als fossile Energien.
Das Argument, Kernenergie sei «zu teuer», basiert auf einer unvollständigen Betrachtung der Kosten. Während die reinen Gestehungskosten (LCOE) für Wind- und Solarenergie im Vergleich zu Kernkraftwerken tiefer erscheinen mögen, werden die Systemkosten ignoriert. Diese umfassen die Kosten für Netzausbau, Speicherung und die Bereitstellung von Reservekapazitäten, die bei fluktuierenden erneuerbaren Energien anfallen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wenn diese Systemkosten in die Berechnung einbezogen werden, wird klar: Kernenergie ist billiger.
Zudem sind die langfristigen Betriebskosten von Kernkraftwerken aufgrund ihrer langen Lebensdauer und hohen Auslastung tief. Die hohen Anfangsinvestitionen amortisieren sich über Jahrzehnte, und die Brennstoffkosten sind im Vergleich zu fossilen Brennstoffen gering und stabil.
Kernenergie und Atomwaffen werden immer wieder verwechselt. Ja, es wird behauptet, AKW seien Atombomben. Das ist vollkommen falsch. Zwar basiert beides auf Kernspaltung, doch zivile Reaktoren liefern kein Material für Waffen. Das Uran darin ist zu schwach angereichert, das entstehende Plutonium technisch unbrauchbar für den Bau von Bomben.
Kernkraftwerke stehen zudem unter lückenloser Kontrolle durch die IAEA (International Atomic Energy Agency). Wer Strom aus Kernkraft erzeugt, wird überwacht. Ein geheimes Waffenprogramm ist unter diesen Bedingungen nicht möglich.
Zuverlässige Stromversorgung durch Kernenergie kann auch helfen, Konflikte zu vermeiden. Wer seine Energie selbst erzeugt, ist unabhängiger und weniger anfällig für Erpressungen.
Weltweit und auch in der Schweiz wird intensiv an sicheren Lösungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle gearbeitet. Länder wie Finnland und Schweden sind hier Vorreiter und haben bereits konkrete Tiefenlagerprojekte weit fortgeschritten Stadien.
Finnland hat mit Onkalo das weltweit erste Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle. Es dürfte 2025 in Betrieb gehen. Auch in der Schweiz ist die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) seit Jahrzehnten aktiv und hat mit dem Standort Nördlich Lägern einen geologischen Standort für ein Tiefenlager identifiziert, der sich wegen seiner geologischen Eigenschaften besonders gut eignet: Es ist eine fast 100 Meter mächtige, wasserdichte Tonschicht, die seit über 170 Millionen Jahren ungestört ist.
Dabei ist «Endlagerung» nicht die einzige Lösung: 95% des «Abfalls» ist Energierohstoff, nämlich Uran, Plutonium und Transurane. Wenn man sie vom eigentlichen Abfall (5% Spaltprodukte) trennt reduziert sich die Lagerzeit auf Tausend Jahre. Dazu braucht es Wiederaufarbeitung und das ist in der Schweiz verboten.
Das Argument, das Abfallproblem sei «ungelöst», ist ein aufgebauschtes Scheinargument.