Die EU hat das «Verbrenner-Aus per 2035» kassiert. In den sozialen Medien wird gejubelt. Ein erster Schritt zurück zum reinen Benziner- und Diesel-Strassenverkehr! Das Elektroauto setzt sich niemals durch. Es scheitert an der fehlenden Lade-Infrastruktur.
Wirklich? Wer so denkt, den hat seine Phantasie im Stich gelassen. Das Verkehrssystem der Zukunft wird nämlich völlig anders aussehen als heute. Erstens werden die wenigsten Menschen ein eigenes Auto besitzen. Wer irgendwo hin will, vertraut sein Ziel seinem Smartphone an. Innert Minutenfrist steht ein selbstfahrendes Taxi vor der Tür, fährt den Fahrgast an sein Ziel und bucht die (bescheidenen) Fahrkosten vom Bankkonto ab.
Irgendeinmal muss das Taxi tanken – besser gesagt: Laden. Dazu fährt es selbständig an die Ladestelle. Das ist ein kleines Parkhaus mit 200 Parkplätzen. sobald es sich parkiert hat, beginnt der induktive Ladevorgang. Die 100 kWh-Batterie wird mit einer Leistung von 500 kW geladen. Nach 12 Minuten ist der Ladevorgang, die Reinigung und Desinfektion beendet und das Taxi ist bereit für den nächsten Kunden.
Wenn auf allen 200 Parkplätzen gleichzeitig geladen wird, muss eine Leistung von 100 Megawatt (MW) zur Verfügung stehen. Wird die durch eine Hochspannungsleitung zugeführt? Nein, im Untergeschoss steht ein 100 MW Kernkraftwerk, ein SMR. Die Abwärme könnte in ein Fernwärmenetz eingespeist werden. Auf dem Dach stehen einige Kühlanlagen für die Zeit, da kein Heizbedarf besteht. Diese Ladestelle könnte eine Flotte von 10’000 Taxis zweimal am Tag laden. Das dürfte genügen, um eine mittelgrosse Stadt mit lokaler Transportkapazität zu versorgen.
Ist das Zukunftsmusik? Oder gar Science Fiction? Dieses Szenario könnte schneller Wirklichkeit werden als man denkt. Die Technologie ist da: In San Francisco, Phoenix und Austin zirkulieren fahrerlose Taxis seit mehr als einem Jahr. Dabei haben sie Erfahrung von Milliarden Kilometern gesammelt und dabei bewiesen: Der automatische Pilot fährt sechsmal sicherer als der Mensch. Selbst in Europa bewegt sich einiges: Die Behörden der Niederlande bereiten die Freigabe von autonomen Fahrzeugen vor Und die Kantone Zürich und Aargau bereiten im Furttal ein Testgebiet vor.
Und die SMR? In der chinesischen Provinz Shindao produzieren zwei Hochtemperaturreaktoren mit je 100 MW Leistung Strom. Ein klassischer Druckwasserreaktor mit ebenfalls 100 MW wird in China im kommenden Jahr in Betrieb genommen. Zwei schwimmende 35-MW Reaktoren versorgen die sibirische Stadt Pevek seit fünf Jahren mit Strom, Wärme und Trinkwasser. In USA und Kanada stehen erste SMR-Prototypen vor der Inbetriebnahme.
Nicht die Technik und anscheinend nicht einmal die Politik behindern die schöne neue Welt der autonomen Taxis. Es ist die Psychologie. Viele Leute können sich gar nicht vorstellen, kein eigenes Auto zu haben. In seinem eigenen Auto fühlt man sich zuhause – auch fern von daheim. Darum wird es noch einige Zeit dauern, bis Kolonnen von autonomen Fahrzeugen mit 5 Metern Abstand über die Autobahnen brausen, Trams und Busse überflüssig sind, die Garagen sich mit Gerümpel füllen und Parkplätze nutzlos sind.

Quelle: Envato