Wie Stromhändler von der Energiekrise profitierten

Als im Sommer 2022 der Krieg in der Ukraine die europäischen Energiemärkte erschütterte, schossen die Strom- resp. insbesondere die Gaspreise in ungeahnte Höhen. In der Schweiz stiegen die Preise für das Lieferjahr 2023 um bis zu 800 Prozent – ein historischer Sprung. Während Bevölkerung und KMU sich Sorgen um Blackouts machten, klingelten bei den Stromhändlern die Kassen.

Ein aktueller Bericht der ElCom, der eidgenössischen Elektrizitätskommission, bringt nun Licht ins Dunkel: Nicht nur Krieg und Gasknappheit trieben die Preise in die Höhe. Auch das Verhalten der grossen Stromkonzerne selbst – Axpo, Alpiq und BKW – spielten eine zentrale Rolle.

Marktversagen mit System

Unter normalen Bedingungen ist die Schweiz auf dem europäischen Strommarkt eine Preisnehmerin. Das bedeutet: Sie übernimmt im Wesentlichen die Marktpreise aus den Nachbarländern – etwa aus Deutschland, Frankreich oder Italien – und hat kaum Einfluss auf deren Bildung. Wenn die Preise dort steigen, steigen sie hier mit; wenn sie fallen, fallen sie auch bei uns.

Doch im Krisensommer 2022 geschah das Gegenteil: Plötzlich lagen die Schweizer Strompreise über jenen aller Nachbarländer. Für die ElCom ist das ein klares Zeichen: Der Markt funktionierte nicht mehr nach Angebot und Nachfrage, sondern nach Angst und Spekulation.

Noch absurder: Der sogenannte Grundlaststrom, der rund um die Uhr geliefert wird, verteuerte sich massiv, während der normalerweise teurere Spitzenlaststrom (für die Stunden mit höchster Nachfrage) vergleichsweise günstig blieb. Das ist das Gegenteil einer echten Knappheitslage – ein Hinweis auf gezielte Preistreiberei.

Die lokalen Energieversorger mussten trotzdem einkaufen – schliesslich dürfen Haushalte in der Grundversorgung den Anbieter nicht wechseln. Die Mehrkosten wurden einfach an die Kunden weitergereicht. Das Resultat: Überhöhte Preise für alle, Gewinne für wenige.

Hilfe vom Staat und trotzdem Rekordgewinne

Ironischerweise ersuchten Axpo und Alpiq im selben Jahr um staatliche Unterstützung, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Gleichzeitig profitierten sie von der selbst geschaffenen Marktdynamik. Ein Paradox, das zeigt: Risiken werden sozialisiert, Gewinne privatisiert.

Die Schweizer Strompreise bleiben deutlich höher als in den Nachbarländern, selbst nachdem sich die europäischen Grosshandelspreise wieder normalisiert haben. Der Grund? Viele Energieversorger haben zu Höchstpreisen eingekauft – und geben diese Tarife über Jahre an die Kundschaft weiter. Während der Markt sich längst entspannt hat, zahlen Schweizer Haushalte und Betriebe weiterhin Rekordpreise.

Diese Preisdynamik zeigt, dass fehlende Transparenz, unvollständige Marktöffnung und Abhängigkeit von Importen die Konsumenten doppelt bestrafen: Sie tragen das Risiko – und finanzieren die Gewinne der Händler gleich mit.

Bildquelle: https://elements.envato.com/electric-sockets-and-banknote-euro-on-a-white-back-XW8YXUJ

Steckdose umgeben von Euro-Scheinen

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