Zehn Jahre Übereinkommen von Paris

Im kommenden Dezember jährt sich zum zehnten Mal die «COP 21», die Klimakonferenz von Paris. Sie endete mit dem vielbeklatschten «Übereinkommen von Paris» in dem sich die teilnehmenden Staaten verpflichtet haben, alles zu unternehmen, damit die anthropogene Erderwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit 2°C nicht überschreite, wenn möglich seien +1,5° einzuhalten. Das würde bedeuten, dass die globale Emission von fossilem CO2 bis 2050 netto auf null sinken müsste. Der Bundesrat hat sich dieses Ziel für die Schweiz zu eigen gemacht; das Stimmvolk hat es am 18. Juni 2023 an der Urne bestätigt.

Zeit für eine Zwischenbilanz

Wo stehen wir? – und mit «wir» ist die Menschheit gemeint. Die entscheidende Zahl ist die CO2-Konzentration in der Luft. Hat sie, wie erwünscht, abgenommen? Hier ist der Verlauf in den letzten 65 Jahren:

Quelle: https://gml.noaa.gov/ccgg/trends/

Die Kurve steigt ungebremst weiter. Dabei müsste die Steilheit abnehmen und in 25 Jahren müsste sie horizontal verlaufen. Wird sie das? Zweifel sind angebracht.

Woher kommt denn all das CO2, das Jahr für Jahr zusätzlich in die Luft geblasen wird? Es stammt fast ausschliesslich aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Das ist keine Vermutung, das kann man auf Grund der Isotopenanteilen nachweisen. Warum verbrennt man fossile Brennstoffe? Das tut niemand zum Vergnügen, sondern um Energie zu gewinnen – Wärme und Strom. Energie ist die Grundlage für Wirtschaft und Wohlstand, deshalb kann man nicht einfach darauf verzichten. Man muss die fossilen Brennstoffe ersetzen. Womit?

Jetzt wird es interessant. Betrachten wir die zweite Grafik. Der hypothetische Ersatz steht in den obersten, schmalen Farbstreifen. Im Wesentlichen Nuklear, Wasserkraft, Wind, Sonne und Biomasse. Bis jetzt ist es ihnen aber nicht gelungen, den Verbrauch der fossilen Quellen am weiter wachsen zu hindern. Kurzzeitig hat es nur der Lock-down während der Pandemie geschafft.

beherrschen den Markt und machen damit Jahr für Jahr hunderte Milliarden Dollar Gewinn. Milliarden, nicht Millionen. Gewinn, nicht Umsatz! Dieses wunderschöne Geschäftsmodell sollen sie in den nächsten 25 Jahren verlieren? Kommt doch nicht in Frage! Deshalb tun sie alles, damit das nicht geschieht – sie wären ja dumm, wenn sie es nicht täten.

Sie haben nichts gegen Wind und Sonne. Sie wissen, dass das nicht funktioniert. Sie haben auch nichts gegen Wasserkraft und Biomasse. Sie wissen, dass diese Quellen weitgehend ausgereizt sind. Aber sie haben etwas gegen Kernenergie. Denn sie wissen es: Nur die Kernenergie kann die Fossilen ersetzen. Dabei ist ihre Panik nur teilweise begründet. Denn egal, wie schnell die nukleare Renaissance kommt, wir werden noch lange fossile Brennstoffe nutzen müssen. Für die Luftfahrt ist eine bezahlbare Alternative nicht in Sicht und für viele Industrieprozesse auch nicht.

Dazu kommt: In Indien, China und dem übrigen Asien steigt der Konsum weiter – und Afrika hat einen riesigen Nachholbedarf, der mit fossilen Quellen schneller gedeckt werden kann als mit Kernenergie. Das heisst, eine Verdoppelung des CO2-Gehalts der Luft auf 560 ppm dürfte unvermeidlich sein, wohl noch in diesem Jahrhundert. Dann dürfte die globale Temperatur, wie in den 1960er Jahren vom Nobelpreisträger S. Manabe berechnet, um 3°C gestiegen sein.

Was heisst das? Ist eine Klimakatastrophe unausweichlich?

Bis jetzt ist die mittlere Temperatur in unserer Weltgegend um gut 1,5° gestiegen und die Auswirkungen sind in der Summe mehrheitlich positiv: Eine längere Vegetationszone, weniger Heizbedarf, höhere Erträge der Landwirtschaft. Doch drei Grad wärmer, das wird beträchtliche negative Auswirkungen haben, aber es ist noch keine Katastrophe. Es bedeutet, dass die Klimazonen um etwa 1000 Kilometer polwärts wandern. Unser Mittelland hätte dann das Klima von Korsika. Es bedeutet aber auch, dass die Vegetationszonen in den Bergen knapp 1000 Meter in die Höhe wandern. Die Waldgrenze wird allmählich auf 3800 Meter steigen und die Eisgrenze auf 4000 Meter. Aber das braucht Zeit. Viele Jahrzehnte.

Grössere Probleme dürften einige Länder in Südasien und Afrika bekommen, besonders dort wo es heiss und feucht ist. Temperaturen gegen 50 Grad sind an sich nicht tödlich. Aber wenn der Taupunkt bei 35 Grad oder darüber liegt, stirbt man, weil der Schweiss nicht verdunstet und der Körper sich nicht kühlen kann.

Ja, wir können uns anpassen, Klimaanlagen bauen zum Beispiel, aber für Viele wird es teuer, selbst wenn es gelingen sollte, die Erwärmung bei +3° zu stoppen.

Es gibt da nämlich ein schleichendes Monster: Die Eisschmelze. Die mittlere Jahrestemperatur an der Südspitze von Grönland liegt heute bei 3,3°C. Ende des Jahrhunderts dürfte sie bei 8° liegen – die Erwärmung ist in hohen Breiten stärker. Das heisst, der grönländische Eisschild schmilzt immer schneller, mit dem entsprechenden Anstieg des Meeresspiegels. Ähnliches passiert in der Antarktis. Der westantarktische Eisschild ist instabil und dürfte in den nächsten 200 Jahren kollabieren. Das heimtückische an dieser Bedrohung ist Ihre Dynamik: Zur Zeit steigt das Meer fast unmerklich. Die Korallenriffe können wachsen und den steigenden Meeresspiegel kompensieren. Das dürfte noch einige Jahrzehnte soweitergehen. Doch je wärmer es wird, desto schneller wird es gehen. Selbst wenn sich die Temperatur im nächsten Jahrhundert stabilisieren sollte, schmelzen die polaren Eisschilde weiter. Die Eiswürfel im Cocktail-Glas schmelzen ja auch nicht sofort.

Wie weit kann das gehen? Das Eis im westantarktischen Eisschild entspricht 3 Meter Meereshöhe. Der halbe grönländische Eisschild trägt 4 Meter bei. In wenigen hundert Jahren dürfte das Meer um 7 Meter höher stehen. Und es gibt nichts, was man dagegen tun kann.

Das ist die eigentliche Klimakatastrophe. Das ist, was wir den kommenden Generationen aufbürden, nicht Atommüll 800 Meter unter der Erde. Je länger wir nicht im Stand sind, die fossilen Energiequellen zu ersetzen, desto schneller und desto höher wird das Meer steigen. Mehr Velo fahren und weniger Fleisch essen hilft nicht, Sparen auch nicht. Wir müssen die globale Energiewirtschaft umstellen.

Oder wie Martin Luther, der Reformator, gesagt hat: «Tut um Gottes willen etwas Tapferes!»


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